Berufsdermatosen: Wenn der Beruf der Haut schadet

Hat Ihr Beruf Auswirkungen auf Ihre Haut? Leiden Sie an Hautausschlag, Juckreiz oder Ekzemen nach dem Arbeiten? Erfahren Sie in diesem Artikel, ob diese Symptome auf Berufsdermatosen zurückgeführt werden können, worum es sich dabei genau handelt, welche Berufsgruppen häufig betroffen sind und was Sie tun können, wenn Sie betroffen sind.

Berufsdermatosen: Hände mit Ausschlag

Berufsdermatosen: Was ist das?

Als Berufsdermatosen werden Hautleiden bezeichnet, deren Entstehung mit bestimmten Berufen in Verbindung gebracht werden kann. So kann der Beruf eine Hautkrankheit auslösen oder verschlimmern. Bestimmte Stoffe, die im Berufsalltag vorkommen, können gesundheitliche Auswirkungen auf Ihre Haut haben. Häufig sind es Duftstoffe, Mehle oder Inhaltsstoffe, die zum Beispiel bei der Herstellung von Gummi oder Desinfektionsmitteln verwendet werden.

Von einer Berufskrankheit spricht man, wenn die Berufsdermatose dazu führt, dass der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.

Beruflich bedingte Hauterkrankungen sind, dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) nach, die häufigsten Berufserkrankungen.

Welche Berufe sind häufig von Berufsdermatosen betroffen?

Sollten Sie einer typischen Schreibtischtätigkeit nachgehen, dann sind Sie womöglich eher von Rückenleiden oder ähnlichen orthopädischen Problemen betroffen. Aber hätten Sie gedacht, dass zum Beispiel Bäcker*innen einer erhöhten Gefahr für Berufsdermatosen ausgesetzt sind? Menschen in Berufen, die im direkten Kontakt mit potenziellen Auslösern und risikoreichen Stoffen stehen, sind gefährdet – und das sind einige. Im Friseurhandwerk, bei Reinigungskräften, Maler*innen und in einer Gärtnerei besteht häufig Kontakt zu Chemikalien und anderen aggressiven Inhaltsstoffen. Diese giftigen Stoffe können beispielsweise Allergien auslösen. Viele andere Handwerksberufe, in denen mit Kunststoff, Holz, Metall oder anderen Rohstoffen gearbeitet wird, weisen zusätzlich ein Risiko für Hautkrankheiten auf. Auch Ärzte und Ärztinnen sowie Pfleger und Pflegerinnen desinfizieren sich ständig die Hände, wodurch Keime getötet werden, die Haut jedoch leidet.

Tipp: Wir haben eine Dermatologin mit dem Schwerpunkt Berufsdermatosen gefragt, was Sie ihren Patient*innen empfiehlt. Lesen Sie das Interview zum Thema Trockene Hände – Was passiert bei übermäßiger Handhygiene mit Frau Dr. Wechsler.

Wichtig!

Der richtige Schutz und eine individuelle Pflege der Haut bei und nach der Arbeit sind unerlässlich, um Berufsdermatosen vorzubeugen und zu verhindern.

Typische Berufe und Tätigkeiten, bei denen Berufsdermatosen auftreten:

  • Tätigkeiten in der Bäckerei
  • Tätigkeiten im Baugewerbe, Maurerei, Fliesenlegerei, Metallindustrie
  • Elektrotechnik
  • Tätigkeiten in Frisörbetrieben
  • Gärtner und Gärtnerinnen
  • Heil- und Pflegeberufe
  • Kunststoffarbeiter*innen
  • Köche und Köchinnen
  • Tätigkeiten in der Landwirtschaft
  • Maler*innen sowie Lackierer*innen
  • Reinigungskräfte
  • Tischler*innen (und andere Berufsgruppen, die mit Holz arbeiten)
  • Zahntechniker*innen

Fakt: Hätten Sie gedacht, dass bei jedem 6. Bäcker*in eine Mehlstauballergie vorliegt?

Tipp

Neigen Sie zu Allergien? Ein Allergietest kann, am besten vor der Berufswahl, für Sie Sinn ergeben, damit Sie über potenzielle Gefährdungen informiert sind.

Berufsdermatosen: Diese Krankheiten treten häufig auf

Je nach Allergie und Kontaktmittel können unterschiedliche Hautkrankheiten auftreten. Häufig handelt es sich um das irritativ toxische Ekzem, das allergische Kontaktekzem oder Nesselsucht. Bei einigen Berufen kann sogar das Hautkrebsrisiko steigen.

Irritativ toxisches Ekzem

Das irritativ toxische Ekzem bezeichnet eine Entzündungsreaktion der Haut. Es tritt in 90 Prozent der Fälle an den Händen auf. An den betroffenen Stellen kann es zu Rötungen und unangenehmem Juckreiz kommen. Außerdem können Schuppungen und sogar Schmerzen auftreten.
Auslöser können der Kontakt mit potenziell irritierenden und hautschädigenden Substanzen, wie beispielsweise Chemikalien, sein. Dies kann bei häufigem Reinigen der Hände mit Desinfektionsmitteln und Seifen sowie Feuchtarbeit oder bei mechanischer Reibung der Fall sein. Betroffen sind deswegen nicht nur Reinigungskräfte, sondern auch Menschen in Heil- und Pflegeberufen.

Tipp: Die richtige Handreinigung ist wichtig, um gefährliche Viren und Keime loszuwerden, gleichzeitig werden jedoch auch gute Bakterien abgetötet. Worauf Sie achten sollten, erfahren Sie in unserem Artikel über das Mikrobiom.  

Was tun? In der Regel werden toxische Kontaktekzeme mit kortisonhaltigen Cremes behandelt. Sollte ein nässender Ausschlag entstehen, wird dieser mit einer wasserreichen Emulsion behandelt. Bei trockenen Stellen empfiehlt der Hautarzt oder die Hautärztin fettende Präparate. Bei starken Schmerzen oder Juckreiz können auch Kortisontabletten oder Antihistaminika verschrieben werden, um die Beschwerden zu lindern.

Gut zu wissen: Kortison (Cortison) ist eigentlich ein körpereigenes Hormon, das entzündungs- und wachstumshemmend wirkt. Medikamente, die eine ähnliche Wirkung haben, werden umgangssprachlich häufig Kortison genannt.

Allergisches Kontaktekzem

Das allergische Kontaktekzem tritt in den allermeisten Fällen an den Händen auf.
Im Unterschied zum irritativ toxischen Ekzem findet beim allergischen Kontaktekzem zuvor eine Sensibilisierung auf ein Allergen statt.
Die Symptome sind typischerweise ebenfalls Juckreiz und Rötungen. Zudem können sich Bläschen an den betroffenen Hautstellen bilden und Schuppungen entstehen.
Hat die Haut Kontakt mit dem zuvor sensibilisierten Allergen, wird eine allergische Reaktion ausgelöst. Beim allergischen Kontaktekzem kann ein Streuungsphänomen auftreten, das heißt, es kommt auch an Bereichen der Haut, welche keinen Kontakt zum Allergen hatten, zu einer Ekzembildung. Häufige Auslöser sind Nickel, Duftstoffe und Desinfektionsmittel. Betroffen sind oft Menschen, die in der Malerei, Maurerei oder dem Friseurhandwerk tätig sind.

Was tun? Zur Behandlung von allergischen Kontaktekzemen werden häufig Salben verschrieben, die Wirkstoffe aus der Gruppe der Glukokortikoide beinhalten. Außerdem eignen sich auch Antihistaminika zur Linderung der Symptome. Diese können Ihnen nur von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben werden.

Das können Sie tun, wenn Sie vermuten, eine Berufsdermatose zu haben

Lassen Sie Ihr Hautleiden fachärztlich abklären! Wenn Sie beruflich eingespannt sind und Ihnen keine Zeit für einen Arztbesuch bleibt, können Sie das auch bequem von Zuhause aus mit OnlineDoctor tun.

Physikalische Urtikaria

Eine (physikalische) Urtikaria, besser bekannt als „Nesselsucht„, zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen. Sie kann akut oder chronisch auftreten. Typische Symptome der Nesselsucht sind ein roter Hautausschlag und starker Juckreiz. Zudem bilden sich Quaddeln am Ort des Hautkontakts.
Ausgelöst wird die Krankheit durch physikalische Reize wie Reibung, Druck, Kälte, Wärme oder Licht. Berufsgruppen, die solchen Reizen ausgesetzt sind, neigen zur Entwicklung einer physikalischen Urtikaria.

Was tun? Um den Symptomen vorzubeugen, sollten Sie, wenn möglich, weite und lockere Kleidung beim Arbeiten tragen, um eine Reibung auf der empfindlichen Haut zu vermeiden. Außerdem sollten Sie, bei einer durch Sonneneinstrahlung ausgelösten Urtikaria, entsprechenden Sonnenschutz verwendet. Bei einigen Formen der physikalischen Nesselsucht können Medikamente verschrieben werden. Kontaktieren Sie hier einen Arzt oder eine Ärztin, wenn Sie vermuten, dass Sie an Urtikaria erkrankt sind.

Hautkrebs

Immer häufiger kommt es vor, dass eine Erkrankung an Hautkrebs  auf gewisse Berufe zurückgeführt werden kann. Ein erhöhtes Risiko gilt für Berufe, die überwiegend im Freien ausgeübt werden, wie beispielsweise in der Landwirtschaft oder dem Baugewerbe.
Auch Skilehrer*innen sowie Wander- und Tourismusführer*innen sind in ihrem Berufsalltag häufiger der prallen Sonne ausgesetzt und haben somit ein erhöhtes Hautkrebsrisiko.
Das Tückische an dieser Erkrankung ist, dass sie sich erst nach Jahren bemerkbar macht. Die Haut „sammelt“ die UV-Strahlen, und der Hautkrebs bildet sich oft erst nach vielen Jahren. Für gefährdete Berufsgruppen gilt es somit, erhöhte Schutzmaßnahmen zu beachten.

Was tun? Schützen Sie sich vor Sonneneinstrahlung, indem Sie Sonnencreme auftragen und insbesondere während intensiver Sonnenstunden die Haut bedecken. Wird Hautkrebs rechtzeitig entdeckt, sind die Behandlungschancen sehr gut. Lassen Sie auffällige Hautveränderungen, ganz bequem von zu Hause, noch heute untersuchen.

Gut zu wissen

Ihr Arbeitgeber unterstützt Sie bei Ihrer Hautgesundheit! Auf der Seite des BVDDs erfahren Sie mehr dazu.

Fazit

Hautleiden können durch verschiedenste äußere Einflüsse entstehen. Nicht selten findet man Auslöser oder Verstärker im Berufsalltag. In solchen Fällen spricht man von Berufsdermatosen. Eine große Anzahl an Tätigkeiten sind davon betroffen. Suchen Sie sich fachärztliche Hilfe, falls bei Ihnen während oder nach der Arbeit Hautleiden auftreten.

Quellen

Skudlik, C., John, S.-M. Berufsdermatosen. Abgerufen am 26.04.2022 von https://www.springermedizin.de/emedpedia/braun-falcos-dermatologie-venerologie-und-allergologie/berufsdermatosen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-49546-9_31

Elsner, P., Wigger-Alberti, W. (1997). Der Hautschutz in der Prävention der Berufsdermatosen. Abgerufen am 26.04.2022 von https://www.aerzteblatt.de/archiv/6571/Der-Hautschutz-in-der-Praevention-der-Berufsdermatosen

Wulfhorst, B., Schwanitz, HJ., (2003). Gesundheitspädagogik in der Prävention von Berufsdermatosen. Abgerufen am 26.04.2022 von https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-2003-39680.pdf

Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. Berufsdermatosen. Abgerufen am 26.04.2022 von https://www.dha-allergien.de/kurzinfos/berufsdermatose.pdf

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