Akne – Was tun bei Mitessern, Pickeln und Pusteln?

Dr. Schäfers, Dermatologin aus Reutlingen, behandelt viele Betroffene von Akne – auch im Erwachsenenalter. Im Interview verrät die Hautärztin, welche Formen von Akne es gibt und wie diese behandelt werden können. 

Gesicht einer Frau mit Akne

Pickeln und Unreinheiten treten bei vielen Menschen hin und wieder auf. Wann handelt es sich dabei um Akne?

Dr. Schäfers: Ein einzelner Pickel macht natürlich noch keine Akne aus. Aber wenn im ganzen Gesicht Mitesser erscheinen, Pusteln und Pickel sprießen und die Haut fettig glänzt, dann gehört man wahrscheinlich zu den 95 Prozent aller Jugendlichen, die weltweit von Akne betroffen sind. Akne ist die häufigste Hautkrankheit überhaupt!   

Von einer Akne spricht man, wenn es in den Hautregionen mit vielen Talgzysten (Gesicht, Brust, Rücken) zu Mitessern, Pickeln, Pusteln oder sogar tiefen entzündlichen Knoten kommt. Ursachen sind meist hormonell und immunologisch bedingte Veränderungen im Bereich des Talgzysten-Haarfollikelkomplexes. Einfach gesagt: es wird vermehrt Talg gebildet, die Ausgänge der Talgzysten oder Haarfollikel verstopfen und Bakterien am Grund der Follikel vermehren und entzünden sich. 

Welche Formen von Akne gibt es?

Dr. Schäfers: Aus medizinischer Sicht wird die Akne in verschiedene Formen unterschiedlichen Schweregrads eingeteilt:  

  • Akne mit vielen Mitessern (Acne comedonica),  
  • Akne mit Pickeln und Pusteln (Acne papulopustulosa),  
  • Akne mit tiefen entzündlichen Knoten (Acne nodosa) und 
  • die schwerste Form, die fistelbildende Akne (Acne conglobata). 

 Darüber hinaus gibt es viele andere und seltenere Formen der Akne zum Beispiel: 

  • die Spätakne (Acne tarda), die zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr noch entsteht und in den letzten Jahren vermehrt auftritt.    
  • die Akne inversa (Hidradenitis suppurativa), bei der sich die Haarfollikel oft sehr unschön unter den Achseln, im Leisten, Anal- und Genitalbereich entzünden. 
  • die Neugeborenenakne (Acne neonatorum), häufig durch Hormonumstellungen nach der Geburt hervorgerufen. 
  • die Akne medikamentosa, bei der die Anwendung bestimmter Medikamente eine Rolle spielt.  
  • Die Akne venenata, die zum Beispiel durch Chlor, Teer oder Kosmetika ausgelöst werden kann 
  • sogenannte „Mallorca-Akne“ die wiederum keine echte Akne im medizinischen Sinne, sondern eine entzündliche Reaktion der Haut auf Sonne, eventuell in Zusammenhang mit fetthaltigen Sonnenschutzmitteln
  • die Akne fulminans, als plötzlich auftretende Akne, die mit schwersten Entzündungen, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen einhergeht und im Krankenhaus behandelt werden muss.  

Wer ist besonders häufig betroffen und woran liegt das?

Dr. Schäfers: Akne kann schon mit 9 Jahren beginnen, aber der Häufigkeitsgipfel liegt bei jungen Menschen zwischen 15 bis 18 Jahren. Dabei sind Männer oft schwerer betroffen als Frauen, was damit zusammenhängt, dass vor allem die männlichen Sexualhormone (Androgene) die Talgdrüsenüberfunktion hervorrufen. Ob man an Akne mehr oder weniger leidet, hängt in erster Linie auch mit genetischen Faktoren zusammen. Aber auch Umwelteinflüsse und der Lebensstil können eine Rolle spielen: So können Leistungssport, Nikotin, eine zucker- und fettreiche Ernährung und auch Milch- und Molkeprodukte die Akne verschlechtern. 

Fast alle Jugendlichen leiden unter Akne, aber auch von den Erwachsenen können noch bis zu 40 Prozent betroffen sein.  

Tipp

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Hautgesundheit. Erfahren Sie mehr über die richtige Ernährung für eine schöne und gesunde Haut. 

Was sind die Ursachen von Akne im Erwachsenenalter? Steckt ein Mangel dahinter?

Dr. Schäfers:Die Spätakne trifft häufiger Frauen als Männer. Zwischen dem 25. Und 40. Lebensjahr kommt es plötzlich wieder zu lästigen Mitessern und Pusteln. Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt, vermutet werden Hormonumstellungen (wie das Absetzen der Pille), Stress, Rauchen, Medikamente, falsche Pflege und die Ernährung. Diese letzteren Ursachen gelten natürlich auch für Männer. 

Die Akne tarda erscheint zu vielschichtig, um auf einem isolierten Mangel zu beruhen. Generell gelten Zink und Vitamin A als positiv für ein gesundes Hautbild, aber Vorsicht: Überdosierungen sind schädlich!  

Derzeit wird auch am Mikrobiom der Haut geforscht. Das heißt also, ob die bei der Akne veränderte bakteriellen Besiedlung auf der Haut durch Cremes wieder ausgeglichen werden kann. Insgesamt scheinen aus medizinischer Sicht aber viele Faktoren an der Entstehung der Akne beteiligt zu sein.  

Wann sollte man einen Arzt*in bei Pickeln aufsuchen?

Dr. Schäfers: Spätestens wenn tiefe und große Pusteln und Entzündungen auftreten, ist der Besuch in der Arztpraxis dringend anzuraten. Ich würde allerdings viel früher anfangen, nämlich schon in dem Moment, in dem man damit beginnt, sich im Netz und in Social-Media-Kanälen Informationen und Empfehlungen zu suchen. Diese Empfehlungen sind auf ihre Qualität hin schwer zu beurteilen und oft dienen sie dazu, unnötig teure Produkte zu verkaufen. Mit einer wirklich effektiven Therapie wird dann leider gerne verspätet angefangen. Ein Arztbesuch kann immer helfen, die Schwere der Akne einzuordnen. Manchmal reichen auch zwei oder drei Bilder für eine telemedizinische erste Beurteilung. 

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Empfehlen Sie auch einen Besuch bei der Kosmetiker*in oder ist die Konsultation eines Hautarztes ratsamer?

Dr. Schäfers: Beides kann sich sehr gut ergänzen und viele dermatologische Praxen arbeiten mit Kosmetiker*innen zusammen. Der Besuch bei der Hautärztin ist – abgesehen von den ganz leichten Formen der Akne- nie ein Fehler. Hier kann die Schwere der Erkrankung beurteilt werden und darauf aufbauend eine Beratung erfolgen und ggf. eine entsprechende medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Die Kosmetikerin kann die Haut professionell reinigen („Aknetoilette“) und die richtige Hautpflege mitabstimmen. 

Gut zu wissen

Bei der Aknetoilette werden Mitesser (Komedonen) und Pusteln durch eine Fachkraft mit Hilfe von speziellen Instrumenten ausgedrückt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und was empfehlen Sie als Dermatologin bei Akne?

Dr. Schäfers: Die Behandlung sollte sich nach der deutschen und der europäischen Leitlinie richten, da gibt es eigentlich sehr klare Empfehlungen je nach Schwere der Erkrankung. Gerne betonen möchte ich, dass Akne eine chronische Erkrankung ist, die sich im Verlauf auch wandeln kann. Daher sind bei schweren Verläufen regelmäßige Kontrollen beim Hautarzt Pflicht!  

Das wichtigste Ziel der Aknetherapie ist, die Entstehung von Narben zu vermeiden. Aber es ist natürlich auch für die Lebensqualität und das Selbstwertgefühlt wichtig, das Hautbild zu verbessern.  

Die medizinische Behandlung ist moderner geworden und besteht heutzutage in erster Linie aus Wirkstoffen, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden und die Regulation und das Wachstum der Zellen beeinflussen und so die Hornschicht und die Talgproduktion vermindern. Zu diesen Wirkstoffen gehören die Azelainsäure, Retinoide und Benzperoxid.  Bei starker Entzündung werden kurzzeitig auch Antibiotika eingesetzt, gerne in Kombination mit den oben beschriebenen Wirkstoffen, zum Beispiel den Retinoiden. Erst wenn die topische Therapie mit Cremes, Gels oder Salben nicht wirkt (bzw.  zur Therapie der schweren Akne conglobata auch sofort), wird eine orale Therapie in Form von Tabletten und Pillen durchgeführt. Da hier deutlich mehr Nebenwirkungen auftreten können, sind diese Therapien nur der schweren Akne vorbehalten. Bei Frauen können auch Hormone (die Pille) das Hautbild deutlich verbessern. 

Grundsätzlich gehört zu jeder Aknetherapie auch die tägliche Reinigung und Pflege der Haut mit speziell angepassten Produkten.  

Tipp

Die richtigen Produkte sind genauso wichtig wie die Reinigung bei Akne selbst. Sie sind sich unsicher, was Ihre Haut verträgt? Lassen Sie sich ärztlich beraten!

Wie schätzen Sie als Dermatologin den Erfolg das Hautbild durch eine fachärztlich angeleitete Therapie bei Akne zu verbessern ein?

Dr. Schäfers: Eine Verbesserung lässt sich eigentlich immer erreichen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass Akne eine langwierige, chronische Erkrankung ist und die genetische Prädisposition nicht zu ändern. Für die Behandlung muss Zeit und Geduld aufgebracht werden, sie muss konsequent durchgeführt werden und oft erkennt man die Verbesserung erst nach Monaten. Manchmal muss die Therapie auch mehrfach verändert und angepasst werden. Aber man kann tolle Erfolge erzielen!  Und eine effiziente Therapie wirkt sich letztlich immer positiv auf das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität aus.

Wird die Aknebehandlung von der Krankenkasse bezahlt?

Dr. Schäfers: Ja, die Beurteilung und die Beratung durch eine Hautärztin oder einen Hautarzt wird immer von der Krankenkasse bezahlt. Die Therapieempfehlungen des Arztes basieren auf wissenschaftlichen Grundlagen und hängen von der Art der Akne ab. Bei einer leichten Form der Akne werden dann Therapie- und Pflegemittel empfohlen, die man in der Apotheke selbst kaufen kann. Tipps und Tricks zur Therapie kommen hinzu. Wer stärkere Medikamente benötigt, bekommt diese auf Rezept. In schweren Fällen ist eine Therapie mit regelmäßigen Kontrollen über mehrere Jahre notwendig, um Narbenbildungen zu vermeiden. Die Vermeidung der Narbenbildung ist das übergeordnete Ziel, aber selbst wenn schon Narben vorhanden sind, gibt es auch hier Möglichkeiten, das Hautbild noch zu verbessern.

Dr. med. Schäfers, Reutlingen

Behandlungsschwerpunkte:

  • Erkrankungen von Haut, Haaren und Nägeln
  • Berufsdermatosen
  • Früherkennung und Behandlungen von Hautkrebs
  • Diagnostik und Therapie von Allergien
  • Venenbehandlung
  • Lasertherapie
  • Dermatologische Kosmetik

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